Sonntag, 18. Januar 2004
geschmacksfragen
ich habe einen ganz ausgesprochen schlechten geschmack, einen unwiderstehlichen hang zu knallengen, brüllroten samtjeans, taschen mit federrändern, lilafarbenen japanischen stofflampions mit rosa schlingenmuster und langen troddeln, goldenen jacken mit matratzenstickerei, high-heels mit bunten absätzen in buntstiftfarben, ketten aus buntem glas und muschelsplittern ...

meistens reiße ich mich zusammen und entsage. aber gestern hab ich mir mal wieder einen ausrutscher gestattet. ich erstand in einem wunderbaren buchladen wackelkarten mit flammenden herzen, fliegenden comic-enten, gänseblümchen-wiesen, die herzen bilden, fallenden rosenblättern.

das flammende herz wird geburtstagskarte für meine freundin ute, die blütenblätter eine überraschungskarte für meine freundin ulrike.
sie haben beide einen ähnlichen humor wie ich :-)))

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neulich in der stadt, bei karstadt
verkäuferin: "kann ich helfen?"
sie taxiert mich. das kenn ich schon. auch sie kann mein alter und meinen kontostand nicht richtig einschätzen.
langsam gleitet ihr blick an mir runter und wieder hoch. kalte augen.
sie überlegt: maisgelbe hose, wann war das denn mode? porreegrüner pullover - neenee. die jacke, nun, die sieht teuer aus ... aber es gibt ja schließlich auch second-hand-läden für designer-klamotten.
sie entscheidet sich - ich werd in eine untere schublade gesteckt. ich streck ihr innerlich die zunge raus.

ich: "gibt es diesen anzug auch noch kleiner? der hier ist zu groß, ich brauch zwei nummern kleiner."

verkäuferin, anklagend: "der hängt HIER ja auch ganz FALSCH!!"
strammen schritts marschiert sie zum richtigen ständer. bügel werden ungeduldig und schrappend hin und her bewegt.
verkäuferin: "hier."

ich nehm den anzug. "wo ist die umkleide?"

verkäuferin, wage mit der hand fächelnd: "dort."

ich schaue nach "dort" und seh nur gewühl, bin aber leidenschaftslos und lass es mir gefallen.
die umkleide ist dort, wo die schlangen stehen ...

endlich drin - klamotten aus, anzug an ... hosenbund viel zu weit, jacke hängt über die schultern und die ärmel bedecken fast die hände ... ich bin sprachlos und geh im anzug aus der kabine.

am eingang der umkleide steht eine andere verkäuferin.
andere verkäuferin: "na, wie passt der?"

ich, wortlos, schlenker einen arm und zieh mit der andern hand am hosenbund.

andere verkäuferin, triumphierend: "das trägt man jetzt so!!!"



gleicher tag, bei h&m
am wühltisch falten zwei junge angestellte (aushilfen?) die pullover zusammen.
sie: etwa 16, irgendwie noch ganz vage an gestalt und ausstrahlung;
er: etwa 18, dünn, groß, schlechte haltung, schlechter teint, schlechte friseur (das soll jetzt mode sein?!!), schlechte zähne, schlechte laune.
sie schaut verträumt-anhimmelnd zu ihm: sie will seine seine liebe und treue auf ewig. er will ihre aufmerksamkeit und unterwerfung bis zum feierabend.
er: "sowas würd ich nie anziehen. ich kauf nur teure klamotten!"
ich steck ihn in eine untere schublade und streck ihm innerlich die zunge raus.

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