wortsalat

samstag vormittag: ich sitze bei e.; sein telefon klingelt, er schaut aufs display und sagt: das ist wirklich interessant: du rufst mich gerade an, aus deiner wohnung.

ich schau selbst aufs display: tatsächlich, meine nummer.

was ich schon vermutet habe, ist (fast) sicher: irgendwer verschafft sich in meiner abwesenheit zutritt zu meiner wohnung. was seltsam ist, da von mir niemand schlüssel bekommen hat.

es gab diese kleinen ungereimtheiten.
mal war der klodeckel oben, obwohl ich den immer runter mache.
mal lief das wasser des undichten spülkastens, obwohl ich immer strickt drauf achte, den wasserhahn abzustellen, wenn ich weg gehe.
mal brennt licht, obwohl ich das immer ausmache.
mal ist eine schranktür nicht richtig zu.
mal ist die tischdecke ein klein wenig verrutscht.
mal riecht es fremd.

drei- bis viermal im jahr fällt mir das auf. und ich fühle dann immer ein leichtes gefühl der unschärfe, eine milde form von seekrankheit: ich HATTE doch den klodeckel runter, das licht aus, den schrank zu gemacht? oder?

möglich wäre es, dass noch einer der vormieter oder bekannte einen schlüssel haben ... das schloss wurde seit jahren nicht ausgetauscht, soviel ich weiß.

einmal wollte ich einen zettel hinlegen: unbekannter besucher, ich würde gerne mit ihnen reden. wir sollten uns treffen.
und dachte jedesmal: nun sollte ich aber doch besser das schloss austauschen. und vergaß es wieder.

ich fühlte mich nie bedroht, nur befremdet.
und ich war neugierig: gesetzt den fall, jemand geht tatsächlich in die wohnung und schaut sich um: was denkt er dann? (ich bin sicher, es ist ein er)
welche schlüsse zieht er?
wer, glaubt er, bin ich?

das werde ich nun nicht mehr erfahren.
nach dem anruf bin ich zu meiner wohnung gefahren, hab bei w. geklingelt und ihn gebeten, mit hinein zu gehen, und dann hat er mir das schloss gewechselt.