Sonntag, 2. Juli 2006
seltsame tage und gefühle und erinnerungen und der ganze rest
1. heute war ich den halben tag beschäftigt, in e.s dependance, die zu unseren goldenen anfangszeiten vorübergehend *das nest* war, also in dieser dependance ein regal durchzusehen, zu säubern und in ordnung zu bringen.
in diesem regal stehen noch bücher und krimskram von mir.

brav alles getan. dabei fiel mir ein buch von jean giono in die hände. ein geschenk von e. zu unserem ersten jahrestag. samt dazugehörigem liebesbrief. ich las ihn.
ja, es stimmt. es war eine ganz große liebe, damals.

meine strafarbeit für ihn für die kommende woche: buch und brief lesen.

... ach ja, auch die hochzeits-bilder gefunden - und gelacht. schon DAMALS gab es dieses *meins - deins*, auf dem ich immer bestanden habe.

zeit genommen und bilder angesehen. gedankenfetzen ...
... ja, es stimmt. es war eine ganz große liebe.
... ach, die schwarzen hochzeits-hosen ...
gefällt mir bis heute.
.... meine güte, war ich eine schöne frau.
aber das sieht e. nicht (mehr).

das sieht a.
der 2. heute geburtstag hat. vorschriftsmäßig gefeiert in der kernfamilie.

für den heutigen tag gibt es nur ein lied, gültig für zwei buchstaben:


*deep down in the dark of night
when i lay my head and go to sleep
i know everythings gonna be alright
'cos i got my baby*

ich konnte gut sachen wegschmeißen heute ... schönes gefunden ...
zuwenig bier ... die füße zu sehr geschwollen ... das herz zu wund ... gedanken zerrissen ...
sonntag auch noch arbeit ....
die hitze setzt mir zu ...

es ist manchmal hart, so zu leben, wie ich lebe.



Donnerstag, 29. Juni 2006
kinderspiel
wenn es mal richtig schlimm ist, denk ich mir - wie ein kind - eine situation aus, die noch viel schlimmer ist. dann wird die gegenwart meist erträglich.
im moment denk ich mir aus, e. hätte einen hirntumor. (nicht, dass ich wünschte, er hätte wirklich einen. beileibe nicht.)

natürlich wäre der tumor nicht mehr zu operieren oder sonst wie zu behandeln.
e. hätte nur noch ein halbes jahr zu leben.
wir hätten dann tiefgreifende gespräche. er würde schnell noch alles regeln (ganz wichtig).
ich würde in der arbeit bescheid sagen, dass ich mich nun um e. kümmern müsse.

alle würden mich heimlich mitleidig ansehen und natürlich auch bewundernd - dass die das schafft.

dann würde e. rasch, aber auf diese hollywood-art sauber, sanft und wunderschön ein pflegefall.

zum schluss würde er in einer äußerst dramatischen und tief anrührenden art in meinen armen sterben, mit einem kosewort auf den lippen.

diese sterbeszene wird immer ganz besonders lang ausgemalt und ausgedehnt und verschiedentlich ausgeschmückt.
bei den letzten worten werde ich regelmäßig von großer rührung übermannt. und dann laufen oft tränen.

bis e.s stimme mich ins hier und jetzt holt: *was ist denn schon wieder?*

tja. halt so ein kinderspiel.



Samstag, 24. Juni 2006
zehn kuriositäten aus dem bücherregal
danke, frau buntgestreift, für das stöckchen
(kommentare zu den bücher ein andermal - ich will gleich in die sonne)

1) die verschwörung der balkis (monique wittig)

2) das hörrohr (leonora carrington)

3) heteroptera: das schöne und das andere - bilder einer mutierenden welt (claudia hesse-honegger)

4) mond. tanz. magie (luisa francia; stellvertretend für alle bücher von ihr)

5) nächte im zirkus (angela carter; stellvertretend für alle bücher von ihr)

6) anrufung des großen bären (ingeborg bachmann, stellvertretend für alle gedichte von ihr)

7) neuromancer (william gibson; stellvertretend für viele bücher von ihm)

8) Teedrogen (herausgegeben von max wichtl)

9) wir töten stella (marlen haushofer; stellvertretend für viele bücher von ihr)

10) der klapsmühlentrip (kate millet)

... und jetzt werfe ich das stöckchen hoch in die luft ... auffangen!

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leben II
der dicke schwarzen fellide von gegenüber ist unterwegs: amseln zetern, und auf dem rasen liegen eine ausgerissene vogelschwinge und eine tote maus.

auf der terrasse spuren fremden lebens: zigarettenstummel einer marke, die nicht meine ist; kronkorken, vergessenes kinderspielzeug.
ein gutes gefühl zu wissen, dass auch in meiner abwesenheit dieser ort nicht unbehaust ist.



leben I
*ja, also die omma ist ja jetzt pflegefall.
wenn sie mich anruft, wenn was in der hose ist, also groß, dann fahr ich hin, die omma kehren.*

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leben III
in gedanken an a., dem ich das wochenende absagen musste, schmettere ich:
*deine blauen augen machen mich so sentimental
kaum zu glauben
was ich dabei fühle, ist nicht mehr normal
so blaue augen*

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leben IV
aus dem wohnblock neben meinem ertönen regelmäßig aggressives geschrei und mitunter das klatschen von schlägen und unterdrückte schmerzenslaute.
das alles kommt aus der tag und nacht geöffneten balkontür der wohnung, in dem ein alter und ein jüngerer mann zusammen leben.

ich fragte neulich ein paar leute, die ich vom sehen kenne, was da los ist. und prallte zurück:
aggressive, gehässige und hämische bemerkungen über *die da*. nicht das schreien und schlagen war thema, sondern die männerbeziehung. so als ob eine andere art zu leben und zu lieben selbstverständlich jedes recht verwirken auf ein leben in würde und körperlicher unversehrtheit.

als ich den alten mann zufällig treffe und anspreche, sieht er durch mich durch, als sei ich nicht da, und geht weiter.

ich frage w., den ich bis dato nett und den kontakt mit ihm ausbaufähig fand. dieselbe gehässigkeit, häme, verachtung.
als er merkt, wie schlecht das bei mir ankommt, versucht er, die situation zu retten: naja. was geht uns das an.
geht UNS das nichts an, wenn ein alter mann geschlagen wird? wenn überhaupt irgend jemand, der das nicht will, geschlagen wird?

ich bin ratlos. über meine eigene erstarrung, etwas zu tun. zu handeln. wen anrufen? die polizei? die senioren-hilfe?
was kann ich tun?



Sonntag, 18. Juni 2006
abgesang
manchmal noch schwimmt c. kaulquappen-gleich durch meine gedanken.

dann kommt mir ein uraltes lied in den sinn, dass ich dann pfeife, summe, trällere oder schmettere:

"you're obsolete, my baby,
my pour unfashioned baby.
I say baby, baby, baby you're out of time."
(the rolling stones)

das hebt die stimmung ungemein. ungemein!

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WM-wunsch
könnten wir bitte nicht jetzt zum endspiel kommen?
argentinien wird gegen brasilien spielen und 2:3 verlieren.
ohne verlängerung. ohne elfmeter-schießen.
bitte.
danke.



Donnerstag, 15. Juni 2006
berufswunsch
im nächten leben werde ich meteorologin.



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