Sonntag, 10. Oktober 2004
die suppe meiner mutter
meine mutter sagte: die anderen kommen erst nachmittags. wenn ihr schon mittags kommen wollt, dann mache ich eine gemüsesuppe.

wenn ich gemüsesuppe höre, stelle ich mir eine durchsichtige, ganz leicht gelblich oder bräunlich gefärbte brühe vor mit winzigen fettäugelchen sowie orangenen kleinen möhrchen-sonnen, porree-stückchen in verschiedenen grün-tönen oder röschchen von blumenkohl oder brokkoli ... oder was immer. so in der art.

ich kam in die küche. auf dem herd eine pfanne mit glasdeckel, darin blubberte, schwere blasen werfend, eine gräuliche, porridge-artige masse vor sich hin. ich staunte.

ich staunte noch mehr, als meine mutter den deckel hob, umrührte und mir einen löffel davon gab: schmeck mal die suppe ab.
suppe? GEMÜSESUPPE? ich war stumm und fassungslos.
meine mutter sagte beruhigend: es ist keine tomatensuppe!

ich war sprachlos, aber natürlich ganz brave tochter. ich finde ja fremde lebensformen spannend. und probierte. der geschmack war köstlich, gemüsig, leicht sahnig, und wirklich gut.

so ist meine mutter. sie kocht mehr für blinde - bei ihr isst das auge nicht mit. (falls jemand wirklich daran interessiert ist, wie man eine graue gemüsesuppe mit porridge-artiger konsistenz herstellen kann, dem werd ich das rezept verraten.)

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