Mittwoch, 1. Februar 2006
zwei tage, ein fettnapf, eine einsicht
im zug.
schräg vor mir auf der anderen seite sitzt eine junge frau. dezenter schick in tweed. gepflegte lange fingernägel. sorgfältig aufgetragenes make-up, nach art der natürlichen schönheit.
die frisur ist ein kunstvoll von vorn nach hinten hochgetürmtes gebilde, mit unmengen von haarspray fixiert und hinten mit vielen von diesen neckischen kleinen haarklammern - hier in blütenform - zusammen gehalten. das haar wirkt gar nicht wie haar, sondern wie gewebe, an manchen stellen wie filz.
ich muss sie schon eine ganz zeitlang angestarrt haben, in gedanken versunken, vermutlich mal wieder mit halboffenen mund nach art der kinder. plötzlich merke ich, dass sie zurück starrt. ich zucke leicht zusammen, als sie mich mit einem verkrampften lächeln mustert (ich gefalle ihr nicht) und fragt: kennen wir uns?
nein, platze ich heraus, ich fragte mich nur gerade: mit dieser art frisur ist ein quickie in der mittagspause wohl nicht möglich?
sie wird feuerrot, ich auch.
wütend und entsetzt starrt sie mich an, dann schnell umher, ob es wohl jemand gehört hat, diese unverschämtheit.
papiere fallen von ihrem schoß herunter; zwischen gedruckten erkenne ich handgeschriebene blätter, wohl ihre handschrift. ordentlich, kindlich.
als ich anstalten mache, ihr beim aufheben zu helfen, zischt sie mich, immer noch hochrot, an: lassen sie das.
okay. ich hätte das mit dem quickie nicht sagen sollen. es war aber haargenau das, was ich gerade dachte.
ich hätte auch sagen können: zelten kann man mit dieser frisur wohl nicht. aber ans zelten hatte ich nicht gedacht. wegen der temperaturen. und wegen des mittags am tag zuvor.
ich hätte das mit dem quickie wirklich nicht sagen sollen. ich hätte an das denken können, was ich kürzlich gehört hatte: die jugend von heute träumt im wesentlichen von no sex vor der ehe, und dann einen / eine kriegen fürs ganze leben mit kinderchen und hast du nicht gesehen... da haben quickies und one-night-stands und seitensprünge keinen platz.
überhaupt wird wohl in 20 jahren niemand mehr genau wissen, was das war.
das erinnert mich an den abend zuvor. ich saß in einem lokal, und am tisch neben mir gab es ein ernstes, angestrengtes gespräch zwischen vier oder fünf paaren, alle höchstens anfang 30.
partei 1 hatte - wie ich hören konnte - vor 8 jahren ein haus mit großem grundstück am see gekauft. ich drehte mich um und musterte partei 1: als sie das haus kauften, waren sie höchstens 25. ein haus mit grundstück am see - donnerwetter.
nun war das bislang unbebaute nachbar-grundstück verkauft; vier häuser sollten drauf. das gespräch zwischen der alteingesessenen partei 1 und mindestens 3 der zukünftigen nachbarn ging nun um den vom bauamt genehmigten abstand der geplanten häuser zur grundstücks-grenze. es wurde um meter gefeilscht, um büsche, die gepflanzt werden müssten wegen des abstands, um vor- und nachteil von großen und kleinen gärten, dass an diesem see eigentlich die nordseite die schönste sei, dass kinder einen sandkasten in der sonne haben müssten.
ich hatte das gefühl von absolutem stillstand. ich sagte zu a.: aber diese leute, so jung sie sind, sind ja wie unsere eltern, wie ihre eltern. da passiert ja gar nix, absolut nichts neues. heiraten, geld ranschaffen, häusle baue, kinder, und wie wichtig alles ist und wie jetzt hier schon einen feindschaft entsteht, wenn sie sich nicht einigen können um die meter, den nordgarten, die sandkiste.
a. sah mich an und sagte dann: das verstehst du nicht. du bist eine nicht-sesshafte.
wie wahr.
schräg vor mir auf der anderen seite sitzt eine junge frau. dezenter schick in tweed. gepflegte lange fingernägel. sorgfältig aufgetragenes make-up, nach art der natürlichen schönheit.
die frisur ist ein kunstvoll von vorn nach hinten hochgetürmtes gebilde, mit unmengen von haarspray fixiert und hinten mit vielen von diesen neckischen kleinen haarklammern - hier in blütenform - zusammen gehalten. das haar wirkt gar nicht wie haar, sondern wie gewebe, an manchen stellen wie filz.
ich muss sie schon eine ganz zeitlang angestarrt haben, in gedanken versunken, vermutlich mal wieder mit halboffenen mund nach art der kinder. plötzlich merke ich, dass sie zurück starrt. ich zucke leicht zusammen, als sie mich mit einem verkrampften lächeln mustert (ich gefalle ihr nicht) und fragt: kennen wir uns?
nein, platze ich heraus, ich fragte mich nur gerade: mit dieser art frisur ist ein quickie in der mittagspause wohl nicht möglich?
sie wird feuerrot, ich auch.
wütend und entsetzt starrt sie mich an, dann schnell umher, ob es wohl jemand gehört hat, diese unverschämtheit.
papiere fallen von ihrem schoß herunter; zwischen gedruckten erkenne ich handgeschriebene blätter, wohl ihre handschrift. ordentlich, kindlich.
als ich anstalten mache, ihr beim aufheben zu helfen, zischt sie mich, immer noch hochrot, an: lassen sie das.
okay. ich hätte das mit dem quickie nicht sagen sollen. es war aber haargenau das, was ich gerade dachte.
ich hätte auch sagen können: zelten kann man mit dieser frisur wohl nicht. aber ans zelten hatte ich nicht gedacht. wegen der temperaturen. und wegen des mittags am tag zuvor.
ich hätte das mit dem quickie wirklich nicht sagen sollen. ich hätte an das denken können, was ich kürzlich gehört hatte: die jugend von heute träumt im wesentlichen von no sex vor der ehe, und dann einen / eine kriegen fürs ganze leben mit kinderchen und hast du nicht gesehen... da haben quickies und one-night-stands und seitensprünge keinen platz.
überhaupt wird wohl in 20 jahren niemand mehr genau wissen, was das war.
das erinnert mich an den abend zuvor. ich saß in einem lokal, und am tisch neben mir gab es ein ernstes, angestrengtes gespräch zwischen vier oder fünf paaren, alle höchstens anfang 30.
partei 1 hatte - wie ich hören konnte - vor 8 jahren ein haus mit großem grundstück am see gekauft. ich drehte mich um und musterte partei 1: als sie das haus kauften, waren sie höchstens 25. ein haus mit grundstück am see - donnerwetter.
nun war das bislang unbebaute nachbar-grundstück verkauft; vier häuser sollten drauf. das gespräch zwischen der alteingesessenen partei 1 und mindestens 3 der zukünftigen nachbarn ging nun um den vom bauamt genehmigten abstand der geplanten häuser zur grundstücks-grenze. es wurde um meter gefeilscht, um büsche, die gepflanzt werden müssten wegen des abstands, um vor- und nachteil von großen und kleinen gärten, dass an diesem see eigentlich die nordseite die schönste sei, dass kinder einen sandkasten in der sonne haben müssten.
ich hatte das gefühl von absolutem stillstand. ich sagte zu a.: aber diese leute, so jung sie sind, sind ja wie unsere eltern, wie ihre eltern. da passiert ja gar nix, absolut nichts neues. heiraten, geld ranschaffen, häusle baue, kinder, und wie wichtig alles ist und wie jetzt hier schon einen feindschaft entsteht, wenn sie sich nicht einigen können um die meter, den nordgarten, die sandkiste.
a. sah mich an und sagte dann: das verstehst du nicht. du bist eine nicht-sesshafte.
wie wahr.
... comment
lunally,
Donnerstag, 2. Februar 2006, 23:26
Köstlich, das mit dem Quickie, köstlich.
... link
... comment