Mittwoch, 14. Januar 2004
träume müssen zirkulieren
ein 43jähriger new-yorker hatte sich in seinem winzigen fensterlosen zimmer selbst gefangen: riesige papierstapel, die sich bis zur decke türmten und nur eine kleine ecke im zimmer frei ließen, waren über ihm zusammen gestürzt und hatten ihn hoffnungslos eingeklemmt.der mann hatte zeitschriften, zeitungen, kataloge, reklame und bücher gehortet. wäre nicht der hausmeister aufmerksam geworden und hätte ihn mit dem stemmeisen befreit, wäre der papiersammler wohl erstickt.
der mann wollte träumen, und zwar billig. arm und ohne tv oder internetzugang schuf er sich mit den drucksachen ein eigenes traumreich. er hat es so genossen, dass er einen wesentlichen aspekt übersehen hat: träume müssen zirkulieren, entsorgt und erneuert werden. wer alle behalten will, kann daran ersticken.
diese geschichte hat ulrich schreiterer in der FR am 13. januar erzählt.

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Leider
habe ich die Namen vergessen. Da waren diese beiden Brüder aus New York, die zusammen in ihrem Elternhaus lebten. Der jüngere der Brüder erkrankte und wurde blind. Der andere Bruder kümmerte sich um ihn, pflegte ihn. Doch beide hatten keinen Kontakt mehr zur Außenwelt, nur den allernötigsten. Ein, zwei Lieferanten, das wars. Aber der ältere Bruder war besessen von der Idee, daß sein Bruder eines Tages wieder würde sehen können. Und so begann er, alle Zeitungen zu sammeln. Damit sein Bruder, wenn er denn wieder sehen könnte, all das Nachlesen könnte, Aufholen könnte, was er verpasst hatte.
Und über die Jahre, Jahrzehnte, so wurde später rekonstruiert, sammelte der Bruder alle Zeitungen, stapelte sie und bildete aus ihnen labyrinthische Gänge, die immer enger wurden und schließlich, neben anderem Gerümpel, Müll und Nahrungsresten das ganze Haus ausfüllten.
Eines Tages wurde das lange schon verlassen gewähnte Haus aufgebrochen. Nachdem man sich mit Hilfe von kleinen Baggern durch Müll, Unrat und alte Zeitungen gewühlt hatte, fand man die mumifizierten Leichen der beiden Brüdern. Die Rekonstruktion ergab, daß der ältere Bruder beim Versuch, ein Fenster zu öffnen, von einem herabstürzendem Stapel von Zeitungen begraben wurde. Er konnte sich nicht mehr befreien und starb. Allein gelassen und unselbständig wie er war, verhungerte auch der blinde, jüngere Bruder.
Das Haus wurde schließlich abgerissen.

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meine güte
es scheint doch einige solcher sammler zu geben.
ich selbst kenne auch jemanden, der viel gedrucktes sammelt. aber da gab es nur einmal einen großen stapel, der umfiel, als die katze daran kratzte.

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