Montag, 19. Januar 2004
körperwelten
jetzt sind gunther von hagens kunstmenschen also in frankfurt am main. ich geh nicht hin. mir wird schon schlecht, wenn ich die bilder seh: der reiter, der mensch mit seiner abgezogenen haut wie einen mantel über der schulter, die im achten monat schwangere, die sich räkelt.
für mich ist das gestörte totenruhe, respektlosigkeit. und wohl nicht alle haben ihren körper freiwillig zur verfügung gestellt. einigen besuchern ist zumindest aufgefallen, dass viele dort ausgestellte auffallend klein seien.
ich glaub auch nicht, dass solche zur-schau-stellungen den besuchern ihre eigenen körper näher bringen.
eine besucherin heute morgen im hessischen rundfunk: "die sehen gar nicht aus wie menschen."
genau.



Sonntag, 18. Januar 2004
geschmacksfragen
ich habe einen ganz ausgesprochen schlechten geschmack, einen unwiderstehlichen hang zu knallengen, brüllroten samtjeans, taschen mit federrändern, lilafarbenen japanischen stofflampions mit rosa schlingenmuster und langen troddeln, goldenen jacken mit matratzenstickerei, high-heels mit bunten absätzen in buntstiftfarben, ketten aus buntem glas und muschelsplittern ...

meistens reiße ich mich zusammen und entsage. aber gestern hab ich mir mal wieder einen ausrutscher gestattet. ich erstand in einem wunderbaren buchladen wackelkarten mit flammenden herzen, fliegenden comic-enten, gänseblümchen-wiesen, die herzen bilden, fallenden rosenblättern.

das flammende herz wird geburtstagskarte für meine freundin ute, die blütenblätter eine überraschungskarte für meine freundin ulrike.
sie haben beide einen ähnlichen humor wie ich :-)))

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neulich in der stadt, bei karstadt
verkäuferin: "kann ich helfen?"
sie taxiert mich. das kenn ich schon. auch sie kann mein alter und meinen kontostand nicht richtig einschätzen.
langsam gleitet ihr blick an mir runter und wieder hoch. kalte augen.
sie überlegt: maisgelbe hose, wann war das denn mode? porreegrüner pullover - neenee. die jacke, nun, die sieht teuer aus ... aber es gibt ja schließlich auch second-hand-läden für designer-klamotten.
sie entscheidet sich - ich werd in eine untere schublade gesteckt. ich streck ihr innerlich die zunge raus.

ich: "gibt es diesen anzug auch noch kleiner? der hier ist zu groß, ich brauch zwei nummern kleiner."

verkäuferin, anklagend: "der hängt HIER ja auch ganz FALSCH!!"
strammen schritts marschiert sie zum richtigen ständer. bügel werden ungeduldig und schrappend hin und her bewegt.
verkäuferin: "hier."

ich nehm den anzug. "wo ist die umkleide?"

verkäuferin, wage mit der hand fächelnd: "dort."

ich schaue nach "dort" und seh nur gewühl, bin aber leidenschaftslos und lass es mir gefallen.
die umkleide ist dort, wo die schlangen stehen ...

endlich drin - klamotten aus, anzug an ... hosenbund viel zu weit, jacke hängt über die schultern und die ärmel bedecken fast die hände ... ich bin sprachlos und geh im anzug aus der kabine.

am eingang der umkleide steht eine andere verkäuferin.
andere verkäuferin: "na, wie passt der?"

ich, wortlos, schlenker einen arm und zieh mit der andern hand am hosenbund.

andere verkäuferin, triumphierend: "das trägt man jetzt so!!!"



gleicher tag, bei h&m
am wühltisch falten zwei junge angestellte (aushilfen?) die pullover zusammen.
sie: etwa 16, irgendwie noch ganz vage an gestalt und ausstrahlung;
er: etwa 18, dünn, groß, schlechte haltung, schlechter teint, schlechte friseur (das soll jetzt mode sein?!!), schlechte zähne, schlechte laune.
sie schaut verträumt-anhimmelnd zu ihm: sie will seine seine liebe und treue auf ewig. er will ihre aufmerksamkeit und unterwerfung bis zum feierabend.
er: "sowas würd ich nie anziehen. ich kauf nur teure klamotten!"
ich steck ihn in eine untere schublade und streck ihm innerlich die zunge raus.

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Donnerstag, 15. Januar 2004
park&ride
die s-bahn nach frankfurt/main ist fertig. "eine region im s-bahn-fieber", diagnostiziert der bürgermeister der region (nicht nur ärzte stellen fehldiagnosen).

der direkte bus nach frankfurt ist gestrichen - jetzt gibt es einen zum s-bahnhof, umsteigezeit ca. 5 min - das heißt thrill pur: naaa, schafft der bus es, naaa, naaaaaaa? alternative (für glückliche autobesitzer): ab in den parkplatzkrieg nach frankfurt.
mir ist beides mitunter zu heiß, also ab zurm s-bahnhof mit park&ride.
*umschau* ... keine parkplätze ... das heißt, parkplätze gibts schon, nur sind die fast alle gesperrt durch anwohner-parken-schilder oder pfosten. knöllchenschreiber patrollieren aggressiv.

es gibt am bahnhof aber einen *kundendienst*. ich marschier also rein. drinnen eine dame am telefon, typ zicke, sowie ein azubi, typ häschen. der azubi guckt unentschlossen, die dame entschlossen. sie darf nicht gestört werden, sie führt ein privates telefonat, in dem es um irgendwelche steuerformulare und probleme damit geht.

der azubi und ich lauschen eine weile ergriffen, dann wenden wir uns einander zu. mein problem macht ihn ratlos: *hmhm, jaaa, park&ride steht hier, aber wo sind die parkplätze?*
wir schauen beide hoffnungsvoll auf einen riesigen schlammplatz vor dem kundendienst-fenster. die dame hat jetzt das thema gewechselt, nun geht es um gesundheit. da werd ich hellhörig, ich bin nämlich vom fach.

leider lenkt mich der azubi ab, er hat im fahrplan den hinweis gefunden *park&ride-parkplätze* in planung. aber: eine haltestelle weiter, da seien sie - laut fahrplan - schon fertig. das würde mich wundern ... ich kenn die gegend. derweil geht die tür auf, ein nordafrikaner kommt wortlos herein, nimmt sich eine handvoll bonbons aus einem glas auf dem tresen, schaut drohend und schweigend in die runde und geht wieder hinaus. vermutlich auch ein genervter kunde der öffis. meine sympathie hat er. die dame telefoniert ungerührt weiter, der azubi macht großen runde augen.

ich will mich wundern und fahr zur nächsten haltestelle. der *park&ride -platz* ist aufgeweichter lehmboden und wird von einem durchfahrt-verboten-schild behütet ...
da hab ich mich nur ein ganz kleines bisschen gewundert.



Mittwoch, 14. Januar 2004
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....
was für ein abend ... *seufz*

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träume müssen zirkulieren
ein 43jähriger new-yorker hatte sich in seinem winzigen fensterlosen zimmer selbst gefangen: riesige papierstapel, die sich bis zur decke türmten und nur eine kleine ecke im zimmer frei ließen, waren über ihm zusammen gestürzt und hatten ihn hoffnungslos eingeklemmt.der mann hatte zeitschriften, zeitungen, kataloge, reklame und bücher gehortet. wäre nicht der hausmeister aufmerksam geworden und hätte ihn mit dem stemmeisen befreit, wäre der papiersammler wohl erstickt.
der mann wollte träumen, und zwar billig. arm und ohne tv oder internetzugang schuf er sich mit den drucksachen ein eigenes traumreich. er hat es so genossen, dass er einen wesentlichen aspekt übersehen hat: träume müssen zirkulieren, entsorgt und erneuert werden. wer alle behalten will, kann daran ersticken.
diese geschichte hat ulrich schreiterer in der FR am 13. januar erzählt.



Dienstag, 13. Januar 2004
baustelle
... das mach ich hier erst am wochenende mal bissl netter ...
*lach* ... hab mir eben eine versuchsseite zerschossen, und wollte doch nur andere navi ...
ist eben schon her, dass ich mal html gemacht hab
... vielleicht gibts ja auch hier hilfe von netten bloggern
aber erstmal versuch ichs allein, jawoll!

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der globale konsument
der globale konsument ist reich, dick und nicht glücklich.
(FR vom 9. januar)

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still raining, still dreaming
wenn all der regen, der stetig fällt, schnee wäre ....
erinnerung: als ich kind war, gabs mal vielviel schnee. die schneepflüge türmten ihn an den straßenseiten, an den zäunen hoch. wir haben die schneeberge festgeklopft und uns höhlen gebaut. innen war alles gedämpft: das licht, die geräusche. seltsame stille. wie aus der zeit gefallen.

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